Sonntag, 9. November 2014

[Das Wort zum Sonntag] #DerSongAls

Dezember 2013. Kopenhagen. Freitag, 03:32.
Ich sitze in der U-Bahn.  Neben mir auf dem Sitz ein Besoffener mit einer Dose Tuborg in der Hand und lallt vor sich hin. Neben uns auf dem Zweier ein streitendes Pärchen. Ich höre gar nicht hin, dreh die Musik lauter.
Ich starre in den dunklen U-Bahn-Tunnel und komm mir so einsam und allein vor, wie selten zuvor in meinem Leben, hier in dieser wunderschönen Stadt. Außerdem ist mir schlecht von zu viel Gin Tonic, mein Hals tut weh vom exzessiven, betrunkenen Rauchen und mein Herz ist angeknackst. Ich weiß noch nicht, wie ich den Heimflug in drei Stunden überleben soll.


Abschied ist nie schön. 
Abschied von Jemandem oder Etwas, das man lieb gewonnen hat, noch weniger.
Ich denke an Søren, an Amalie, Anders und Marianne und wie sie weiter feiern in der Kulørbar, als hätte ich mich nicht gerade eben verabschiedet. Man gibt sich Versprechen, sich bald wieder zu sehen, verabredet sich für gemeinsame Abende, die man niemals haben wird.

Det er ægte kærlighed. Das ist echte Liebe, haben uns die Besoffenen vor dem Club grölend verarscht, als ich mich von allen verabschiedet habe. Das scheint jetzt so weit weg, als wäre es alles gar nicht wirklich in meinem Leben passiert, sondern nur in meinem Kopf. Nur ein Blick aufs Handy besätigt mir, dass es die Wahrheit ist. Der Wecker gestellt auf 6:15 Uhr, die Gate-Nummer notiert. Am liebsten würde ich mich in meinen Mantel wickeln und mich so unsichtbar machen, wie ich mich fühle.
Ich starre mein Handy an und möchte ihm, oder irgendjemanden die Schuld in die Schuhe schieben. Aber das geht schlecht, schließlich war in erster Linie ja ich diejenige, die sich in verliebt hat in die Stadt der Meerjungfrau...



Wieso ich euch diese Geschichte erzähle?
Nicht, weil ich melodramatische Anekdoten meines Lebens auspacken will, sondern einfach nur, weil mit dieser Erinnerung ein Song untrennbar verknüpft ist.
#DerSongAls ich Abschied von Kopenhagen genommen habe, war dieser: Freshmen von The Verve Pipe.

Und heute bedeutet dieser Song für mich nicht nur Abschied, sondern erinnert mich auch daran, wie viel reifer und mutiger ich geworden bin in den letzten Jahren  und auch in diesen 10 Wochen. Niemals hätte ich mich als der Typ Menschn eingeschätzt, der neue Menschen, Erfahrungen und Länder kennen lernen will, der zwar gerne nach Hause kommt, aber genauso gerne wieder die Koffer packt und von der Welt gar nicht mehr genug kriegen kann.
So ist es - am Ende steht man da und ist ganz anders, als der Freshmen, der man einmal war. Reifer? Erwachsener? Vielleicht nicht unbedingt. Aber auf jeden Fall mehr man selbst.

Und traurige Abschiede, die gibt es immer. Aber alles in allem bleiben nicht die Abschiede, sondern vor allem die glücklichen Erinnerungen, die damit zusammen hängen im Gedächtnis!




Kennt ihr auch das Gefühl, euch irgendwo oder bei irgendwem so wohl zu fühlen, dass der Abschied schrecklich schwer fällt?
Und habt ihr auch den Song, den ihr automatisch immer mit einer Situation verbindet?

 

PS: Während ich hier erzähle, welcher Song für mich Fernweh bedeutet, treibe ich mich grade in Prag rum.
Ich freu mich schon, euch davon zu berichten! 

2 Kommentare:

  1. Mal abgesehen davon, dass ich etwas traurig war als der erste Teil von deinem Text zu Ende war (nicht nur wegen dem Inhalt... es liest sich einfach so schön... man hätte am liebsten mehr davon gehört - sehr fesselnd verfasst) habe ich auch Lieder die mich an bestimmte Situationen erinnern. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinem großen Bruder und als er mal ein halbes Jahr in Berlin wohne, war ich dort natürlich auch zu Besuch. Einmal sind wir vom Berghain raus und haben alle eine Mischung aus "don't stop believin'" mit "we Built this City" gegrölt - seit dem machen mich die Lieder auf der Stelle glücklich!

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    1. Oh, wie süß! Danke!! <3
      Ich finde es auch immer schön, wenn man Lieder hört und einfach sofort lächeln muss! Solche Erinnerungen sind einfach Gold wert! :)

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Ich freu mich über jeden Kommentar - ob Lob oder Kritik, schreibt mir einfach :)

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