Dienstag, 20. Januar 2015

[Thursday Thoughts] Ich wünsche mir, dass irgendwo irgendjemand auf mich wartet.

Draußen ist es schon stockfinster. Das Neonlicht hier drin ist kalt, so als würde es sagen wollen: Verpiss dich, Schwester. Du hast hier nix zu suchen - zieh weiter! Und trotzdem sitze ich hier, alleine. Und warte. Vor ein paar Stunden habe ich meine Bachelorarbeit abgegeben. Ich war euphorisch, in Feierlaune. Wir wollten in den Club hier direkt am Flughafen gehen. Nicht mega stylisch und angesagt, aber mit Blick aufs Rollfeld und günstigen Drinks. Ich habe meine neuen Ankle Boots eingeweiht und mich selbst mit einem Hemdkleid belohnt, um zur Feier des Tages gut auszusehen. Und sitze jetzt wie bestellt und nicht abgeholt in einer Abflughalle, in hohe Schuhen und einem kurzen Rock und werde angestarrt. Meine Freundin ist schon 20 Minuten zu spät und meine Feierlaune ist Richtung Boarding Bukarest LH1456 abgezischt. Kein Wunder, ich wäre jetzt auch gern woanders.

Das grüne Lämpchen neben dem Flug aus Düsseldorf und dem aus Heathrow beginnen zu leuchten. Die beiden sind gelandet. Die Kofferbänder hinter der milchgläsernen Absperrung, über der ganz groß "Arrival" steht beginnen jetzt vermutlich langsam ratternd anzulaufen. Das Mädchen neben mir knabbert an seinen Fingernägeln. Die Halbstarken, die ein paar Meter weiter stehen glotzen auf meine entblößten Knubbelknie. Ich auf mein Handy Display. Angefressen. Ich wollte die Nachrichten lesen, aber ich will nicht wieder von Charlie Hebdo hören und von Pegida und davon, wie sich die Menschen gegenseitig aufwiegeln und hassen wegen nichts und wieder nichts.

Ich würde gerne die ganze Welt ändern, wenn ich könnte, aber ich kann es nicht. Also sitze ich hier und ich versuche, dankbar zu sein. Dankbar dafür, dass ich nicht aus meiner Heimat fliehen musste. Dass mir in meiner neuen Heimat kein Hass und keine Abneigung entgegen schlägt und dass mir auf meinem Berufsweg nur die Steine in den Weg gelegt werden, gegen die ich selber renne. Ich will dankbar sein, dass geliebte Menschen zwar leiden, aber dass ich noch keinen auf grausame Weise verloren habe und dass ich es mir leisten kann, Bus zu fahren, wann immer ich Lust habe und Essen zu gehen, weil ich zu faul zum Kochen bin. Dass ich hier sitzen kann, gelangweilt und genervt in brandneuen Ankle Boots und mit einem Handy in der Hand. Ohne Angst einfach so an einem Flughafen.

Und alles, was ich mir noch wünschen könnte ist, dass irgendwo irgendjemand auf mich wartet, mit dem ich dieses Gefühl teilen kann.

4 Kommentare:

  1. Ich drück dich ganz fest! Schreiben kannst du, meine Liebe! Und ich hoffe ganz doll, dass deine Freundin schnell angetanzt ist und ihr im Anschluss einen mordsmäßig guten Abend hattet. Und heeerzlichen Glückwunsch zur Abgabe, yaaay :D
    Liebe Grüße zu dir, Mia

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    1. Danke dir für das tolle Kompliment und die Glückwünsche!! :)
      Meine Freundin ist zum Glück bald aufgetaucht und wir hatten noch nen tollen Abend :)

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